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Studie
Alarmierende Studie: 71 Prozent der Deutschen sind der Ansicht, dass Muslime in Deutschland nicht nach ihrem Glauben leben sollten
Ergebnis der Konzeptionslosigkeit und der fehlenden Integrationsstrategie von Politik und Gesellschaft. Bundestagspräsident Thierse: "Dokument der Selbstaufklärung der deutschen Gesellschaft ist ernüchternd und aufschreckend" - Kommentar

Berlin - Die Deutschen kehren sich zunehmend von grundlegenden Werten einer liberalen Gesellschaft ab. Das geht aus der Studie "Deutsche Zustände" des Bielefelder Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung hervor. In der Einstellung der Deutschen gegenüber Muslimen u.a. ist ein "Klima der Vergiftung" festzustellen, sagte der Sozialwissenschaftler Wilhelm Heitmeyer bei der Vorstellung der Studie in Berlin. Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) bezeichnete die Gesellschaftsstudie als "Dokument der Selbstaufklärung der deutschen Gesellschaft".

Laut der repräsentativen Umfrage unter mehr als 2700 Bundesbürgern sind 55 Prozent der Deutschen der Auffassung, dass es zu viele Ausländer in Deutschland gebe. 28 Prozent plädieren dafür, dass Ausländer zurück in ihre Heimat geschickt werden, wenn Arbeitsplätze knapp werden.

71 Prozent der Befragten teilten die Ansicht, dass Muslime in Deutschland nicht nach ihren Glaubensgesetzen leben sollten. Für 53 Prozent sind Moscheen ein Zeichen dafür, dass der Islam seine Macht vergrößern wolle. Heitmeyer sagte, die Vorurteile gegenüber dem Islam zögen sich durch alle Bildungsschichten.

Thierse nannte die Ergebnisse "ernüchternd und aufschreckend". Politiker und Journalisten hätten eine "unaufgebbare Verantwortung dafür, wie über solche gefährdeten Minderheiten geredet wird". Erschreckend sei das Beispiel der Zuwanderungsdebatte: "Wer hier Ausländer nur als Problem oder Sicherheitsrisiko behandelt, bestätigt feindselige Mentalitäten", sagte Thierse.


"Deutsche wenden sich von liberalen Werten ab" - Kommentar

Die Süddeutsche Zeitung betitelt den Umstand so: "Deutsche wenden sich von liberalen Werten ab". Dies ist das Ergebnis der Konzeptionslosigkeit und der fehlenden Integrationsstrategie von Politik und Gesellschaft. Tatsächlich ist es erschreckend, wie dies der Bundestagspräsident meint, doch es war vorauszusehen. Wer tagtäglich durch die Massenmedien der Suggestion anheim fällt, Islam und Terror stünden im unmittelbaren Zusammenhang, wer tagtäglich den Muslimen politische Integrationsfähigkeit a priori abspricht, selber aber seit der ersten Einwanderungswelle mit keinem einzigen tragfähigen Integrationskonzept aufwartet, musste, wenn er einigermaßen politische Zusammenhänge erfassen konnte, zwangsläufig damit rechnen. Die Lage ist nicht hoffnungslos aber zum Verzweifeln.

Denn die guten und konstruktiven Kräfte in den Kirchen, islamischen Verbänden, Parteien und Zirkeln mündiger Journalisten und Bürger haben den Eindruck, dass sie von den Massenmedien und der großen Politik schlichtweg ausgeblendet werden. Wir dürfen uns also weder erschrecken noch wundern, dass uns die liberalen Werte abhanden gekommen sind. Ohne eine breit verankerte interkulturelle Kompetenz, ohne wechselseitiges Wissen voneinander sind diese Werte schwerlich zurückzuerobern. Wir brauchen politische Konzepte - wie zum Beispiel islamischer Religionsunterricht in den deutschen Schulen umgesetzt werden kann -, um mit den Konflikten einer Einwanderungsgesellschaft besser zurechtzukommen, als dies heute noch der Fall ist. Die 3,2 Muslime in unserem Lande - ob wir es wollen oder nicht - werden auch zum Prüfstand, wie ernst unsere Gesellschaft es mit den Werten der Toleranz und Freiheit meint. (Aiman Mazyek)

Quelle: Islam.de

@ Ekrem Yolcu

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